Die Angst – Start In Usu
Es war der Sommer 2012. Meine Bücher „The Longest Way“ und „China Zu Fuß“ waren gerade erschienen, und es gab nur einen Ort, an dem ich gerne sein wollte: auf dem Weg.
Ich hatte jedoch große Angst, vor allem wegen der Episode mit der Polizei in Usu im Jahr 2010.
Als ich mit meinen Freunden darüber redete, sagten sie, ich solle mir keine Sorgen machen. Einfach die Kabutze nehmen und einen schönen Spaziergang machen, sagten sie.
Also entschied ich, es so zu machen.
Die Gobi war schließlich immer noch da draußen. Die Berge waren noch da draußen. Alles war noch da draußen. Und die Kabutze wartete auf mich.
Mein Kumpel Lei Sheng, der für mich die Kabutze aufbewahrt hatte, fuhr mich zu dem Ort, an dem ich im Jahr 2010 aufgehört hatte.
Es war der 8. August, ein Mittwoch, und es war früh am Morgen. Lei Sheng, der nicht nur ein Kampfkünstler war sondern auch ein Mensch mit einem sehr guten Temperament, erzählte mir auf dem Weg Witze, damit ich besser mit meiner Nervosität klarkam.
Dann kamen wir an.
Wir nahmen die Kabutze von der Ladefläche und packten mein Zeug in sie hinein. Alles geschah schnell, und wir redeten nicht viel. Dann umarmten wir uns, und ich machte mich auf den Weg, den Ort hinter mir lassend, an dem mich die Polizei zwei Jahre zuvor festgehalten hatte.
Es war schwer zu glauben, dass ich wirklich wieder auf dem Weg war.
An diesem Tag lief ich 40km. Am Anfang aus Angst, um so viel Strecke wie möglich zwischen mich und die Polizei zu bekommen. Dann aus Freude. Und schließlich weil ich keinen Ort zum Schlafen finden konnte.
Als ich in der Nacht in einer winzigen Siedlung ankam, fühlte ich mich zerschlagen. Mein Körper tat weh, und meine Füße schmerzten.
Ich bereitete eine Schüssel heißes Wasser für ein Fußbad vor. Ich hielt den Atem an, ließ die Füße in das Wasser sinken und fühlte die Hitze wie tausend Nadeln in meine Haut stechen.
Dann atmete ich aus, und ich wusste, dass es keinen Grund gab für die Angst.
Englischer Blogeintrag dieses Tages: The Longest Way – Secrets From The Road